Grußwort der Superintendentin zur Visitation

21.01.2018
Vorschaubild zur Meldung: Grußwort der Superintendentin zur Visitation

Vom 15. bis zum 21. Januar 2018 wurde unsere Kirchengemeinde visitiert: Superintendentin Sabine Preuschoff war mit einem Team des Kirchenkreises bei uns und hat sich unsere Gemeinde mit ihren vielfältigen Arbeitsbereichen angesehen.

 

Ihre Eindrücke hat sie in einem Grußwort anlässlich des Visitationsgottesdienstes am 21. Januar 2018 zusammengefasst:

 

 

Grußwort der Superintendentin

 

 

Irgendwo auf der Welt
Gibt's ein kleines bisschen Glück,
Und ich träum' davon in jedem Augenblick. …
Irgendwo auf der Welt
Fängt mein Weg zum Himmel an;
Irgendwo, irgendwie, Irgendwann.

 

Kerstin Grosse nahm uns am Freitagabend beim Ehrenamtsdankeschön mit hinein in diese Sehnsuchtsgedanken. Irgendwo auf der Welt… fängt mein Weg zum Himmel an. Ob dies in Steinwedel ist? Hier zwischen Paradies und Himmelreich? – Spurensuche in meinem folgenden Grußwort.


Zunächst aber, liebe Gemeinde: ich freue mich, im Rahmen der Visitation als Gast bei euch zu sein, zusammen mit dem Visitationsteam des Kirchenkreises. Ich erlaube mir die geschwisterliche Anrede. Vertraut – so wie mir diese Gemeinde noch vertrauter geworden ist während der Visitation.


Zu allererst danke ich euch allen. Und dieser Dank richtet sich insbesondere an die Mitglieder des Kirchenvorstandes und die Mitarbeitenden und Ehrenamtlichen, die mir in der letzten Woche Einblick gewährt haben in das Gemeindeleben. Danke für die Freundlichkeit, die Offenheit, das Vertrauen. Aber auch euch allen danke ich: dafür dass ihr hier seid, das Gemeindeleben mit tragt durch eure Anwesenheit, eure Gebete, eure finanzielle und ehrenamtliche Unterstützung. 

 

 

Seit der letzten Visitation

 

9 Jahre ist die letzte Visitation her. In dieser Zeit ist viel geschehen in der Kirchengemeinde.


Damals hatte gerade Mirko Peisert seine Arbeit als Pastor hier aufgenommen. Er hat die Gemeinde nach segensreicher Arbeit wieder verlassen, um seine Gaben als Superintendent noch weitreichender einzusetzen. Seit einem Jahr ist daher Pastor Florian Hemme hier in der Gemeinde.


Weitere personelle Veränderungen gab es: Frau Kordes-Rubart ging in den Ruhestand, Antje Rosenberg übernahm die Leitung der Kita. Elkmar Winter gab nach vielen Jahren engagierten Wirkens die Chorleitung des Kirchenchores ab, den nun Katrin Hauschildt leitet. Den Organistendienst teilen sich inzwischen Elkmar Winter, Tammo Krüger und Matheus Coghi. Und dazu ein neuer Kirchenvorstand und neue Ehrenamtliche.


Vieles wurde miteinander angepackt – noch schlaglichtartiger als von Ralph Scheferling am Freitagabend eine Benennung aus meiner Sicht:

  • Das Angebot der Kirchenmusik wurde noch breiter aufgestellt
  • Die Kindertagesstätte wurde in die Trägerschaft des Kirchenkreises überführt
  • dank der Arbeit zweier Vikare entstand die Jugendgruppe Fisherman`s friends
  • Die Konfirmandenarbeit wurde neu strukturiert, Eltern und Ehrenamtliche einbezogen
  • Die Seniorenarbeit wurde intensiviert
  • Projekte wie das neue, ganz eigene Abendmahlsgeschirr fanden große Unterstützung
  • der allegorische Garten wurde verwirklicht und erfreut sich großer Beliebtheit auch über die Grenzen der Gemeinde St. Petri hinaus
  • Die diakonische Alltagshilfe wurde eingerichtet
  • Mit "Lehrte hilft" engagiert sich die Kirchengemeinde in der Hilfe für Geflüchtete in Lehrte, schaut beim Helfen also nicht auf die Gemeindezugehörigkeit, sondern blickt über den Tellerrand

 

Kurz: Teilweise in beeindruckenden Tempo wurden Dinge vorangebracht. Ein Tempo, das schon bei der letzten Visitation Sorgen bereitete: Wie lange kann man eine solche Schlagzahl ohne Verluste halten!? Das bitte ich euch auch heute immer wieder zu bedenken, bei all eurem Tun!


Gleichzeitig sind viele dieser Projekte Ausdruck eurer Grundhaltung: Wir sind eine offene Gemeinde und wollen vielen Menschen Raum geben. Und das gelingt ja auch: Menschen finden hier mit ihren Gaben, Interessen und Vorstellungen die Möglichkeit, sich zu engagieren – ob nun diakonisch, musikalisch, gestalterisch, verkündigend oder wie auch immer. Eine hohe Identifikation der Menschen mit dem Ort und mit der Gemeinde erlebe ich.


Das ist wohl auch ein Grund dafür, dass die Zeit der Vakanz hier so gut von statten ging. An dieser Stelle danke ich noch einmal ausdrücklich allen, die dazu beigetragen haben, die Gemeinde auch durch diese Zeit zu führen. Sicher, manchmal war es wohl weit über die eigenen Kräfte hinaus. Zugleich habt ihr erlebt: Gemeinde wird gelebt, wenn ganz viele dazu beitragen. Herzlichen Dank dafür.

 

Irgendwo auf der Welt
Gibt's ein kleines bisschen Glück,
Und ich träum' davon in jedem Augenblick.
Irgendwo auf der Welt
Fängt mein Weg zum Himmel an;
Irgendwo, irgendwie, Irgendwann.


Ja, vielleicht ist diese Gemeinde ein solcher Ort.

 

 

Blick auf die Gemeinde jetzt

 

Aber der entsteht nicht von allein. Das bedarf des Zutuns aller – auch in herausfordernden Zeiten. Zur Zeit erlebt die Gemeinde wieder einen Umbruch.


Die Kirchenvorstandswahl steht vor der Tür – die Hälfte der jetzigen Mitglieder des KV tritt nicht erneut an, andere stehen erstmals zur Wahl. Den Kandidatinnen und Kandidaten danke ich jetzt schon sehr herzlich für die Bereitschaft sich an dieser verantwortlichen Position der Gemeindeleitung zu engagieren, so wie es der derzeitige Kirchenvorstand tut. Euch allen danke ich, dass ihr diese Frauen und Männer am 11. März dadurch stärkt und unterstützt, dass ihr alle wählen geht.


Dazu ist mit Florian Hemme ein junger Pastor in die Gemeinde gekommen, der u.a. vielen Menschen in der Trauer schon ein ausgezeichneter Seelsorger war. Und der beten kann, wie ich es bei wenigen Kollegen erlebt habe. Ein Pfarrstellenwechsel bedeutet aber auch, dass sich einiges erst zurechtruckeln muss. Erwartungen und Vorstellungen treffen aufeinander. Bisher Selbstverständliches muss beidseitig geklärt werden. Aufgaben sind ggf. neu zu verteilen. In großer Offenheit haben wir in der vergangenen Woche darüber gesprochen. Ich habe wahrgenommen, dass dies alles Zeit gebraucht hat – und noch braucht. Kommunikation spielt da eine große Rolle. Es ist unabdingbar, miteinander über Erwartungen, Möglichkeiten und Enttäuschungen zu sprechen, um gemeinsam Lösungen zu finden. Ich habe aber auch gesehen und gehört, dass ihr da miteinander auf einem sehr guten Wege seid. Dank allen, die konstruktiv daran mitwirken. Auch das ist christliche Gemeinde.


Und was ich auch wahrnehme in der St.-Petri-Kirchengemeinde: die Botschaft des Evangeliums ist euch wichtig. „Unser Fundament ist die Botschaft von Jesus Christus, seine Liebe wollen wir weitergeben. Nur so können wir wie Petrus ein Fels in der Brandung der Angst und Sorgen des Alltags sein.“ So heißt es im Bericht der Gemeinde zur Visitation.


Aber: Petrus ist nicht nur Fels in der Brandung. Er war einer, der forsch voran ging, sich in manches Abenteuer stürzte – dann aber erkannte, dass er sich nicht selbst aus der Not retten kann, sondern die helfende Hand Jesu braucht. Einer, der sehr selbstsicher davon sprach, dass er immer zu Jesus halten würde – und dann erkennen musste, dass auch sein Glaube angefochten war.


Das sage ich, um zu erinnern, was wichtig ist, um Fels in der Brandung sein zu können: den Glauben stärken, erneuern, anderen davon erzählen. Das passiert:

  • in den liebevoll gestalteten Gottesdiensten durch kompetente Pastoren (damals Mirko Peisert, jetzt Florian Hemme) und kompetente Lektoren (mit Ralph Scheferling und Frank Seger) im Verbund mit der Kirchenmusik
  • in der Kinderkirche, den Gruppen und temporären Angeboten der Gemeinde
  • in der Seelsorge und Begleitung angesichts von Krankheit und Tod

 

Dafür bin ich dankbar, will euch bestärken: Haltet daran fest. Denn wenn Menschen in unserem Lande Angst um den Bestand des christlichen Abendlandes und unserer Kirche haben, dann liegt das erst einmal nicht an den Menschen anderen Glaubens, die in unser Land kommen. Sondern daran, dass es zu wenig Menschen gibt, die von ihrem christlichen Glauben sprechen. Es in Worte fassen, was sie stärkt. Sich mit anderen austauschen über das, was sie glauben und was sie zweifeln lässt. Sich gemeinsam im Gottesdienst zurüsten lassen und die Welt ins Gebet nehmen. Daher: Ladet immer wieder Freunde und Bekannte zu den Gottesdiensten ein. Erzählt dort, wo ihr lebt und arbeitet, von der Kraft, die der Gottesdienst euch gibt. Von Trost und Gemeinschaft in Gesang, Gebet und Abendmahl.

 


Ausblick

 

Die Arbeit der St.-Petri-Kirchengemeinde wirkt über die eigenen Grenzen hinaus.


Manche Projekte, so die Ortsbürgermeister, hätten in der Vergangenheit nicht vorangebracht werden können, wenn nicht Kirche und Kommune – und oft auch die Vereine und Verbände vor Ort so gut zusammen gewirkt hätten. Behaltet das bei und vernetzt euch weiterhin mit den anderen im Ort. Eine große Aufgabe könnte es sein, gemeinsam zu überlegen, wie man der ansteigenden Altersarmut und Einsamkeit hier auf dem Land begegnen kann, von der mir die Ortsbürgermeister berichteten.


Euch als versammelte Gemeinde bitte ich: Unterstützt jene engagierten Menschen, die sich über die Maßen für die Gemeinde einsetzen. Neben der erwähnten Beteiligung an der Wahl vielleicht auch so, dass ihr einfach mal hingeht und fragt: Was kann ich zu einer lebendigen Gemeinde beitragen? Seid weiter das Gesicht eurer Kirche. Zuversichtlich, im Vertrauen auf Gottes Begleitung. Und vernetzt euch stärker mit anderen Kirchengemeinden um euch herum.


Wir gehen auf eine Zeit zu, in der wir mehr Pfarrstellen als Pastoren haben werden. Die gemeinsame Gestaltung von Kirche wird zwingend notwendig werden. Auf dem Weg dahin wird es darauf ankommen, zusammen zu wachsen und sich gegenseitig zu tragen. Dabei steht St. Petri ein wenig zwischen Baum und Borke: wohin gehören wir? Wer sind unsere Partner? Die Stadtgemeinden in Lehrte? Oder die Landgemeinden? Es wird Aufgabe sein, dies zu klären. Und dann mit ganzer Kraft Kirche miteinander zu gestalten.


Ich verlasse die St.-Petri-Kirchengemeinde nach dieser Visitation mit der Zuversicht, dass ihr euch den kommenden Herausforderungen gut stellen und auch weiteren Veränderungen gewachsen sein und sie gestalten werdet. Auf dass diese Gemeinde für viele Menschen einen Ort darstellt, an dem sie ein kleines bisschen oder auch großes Glück – oder gar den Weg zum Himmel finden.


Für die Zukunft der Gemeinde wünsche ich euch allen frohen Mut und Phantasie, Ausdauer und in allem Gottes reichen Segen.

 

Sabine Preuschoff, Superintendentin

 

Bild zur Meldung: Superintendentin Sabine Preuschoff